1. Januar 2021
Bild Team SCHWAKO

Heike Philippen, Ute Küppers und Birgit Goertz bilden das Team der Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Familienplanung, Sexualität. Die Beratungsstelle wurde am 1. Januar 2001 eröffnet und ist Teil des Gesundheits- und Sozialzentrums in Hückelhoven. Die finanzielle Förderung erfolgt über das Land NRW und dem Kreis Heinsberg. Das Leistungsspektrum umfasst insbesondere drei Bereiche:

1. Beratung zu allen Fragen rund um Sexualität, Schwangerschaft und Familienplanung. Hier steht insbesondere die allgemeine Schwangerenberatung im Vordergrund. Sie beinhaltet Beratungen zu familienfördernden Leistungen wie Kindergeld, Elterngeld, ElterngeldPlus, Kinderzuschlag, Wohngeld, Kindertagesbetreuung, Mutterschutzbestimmungen etc. sowie Begleitung und Unterstützung während der Schwangerschaft und nach der Geburt. Die Beratungsstelle ist befugt, Mittel aus der Bundesstiftung „Mutter und Kind – Schutz des ungeborenen Lebens“ an Schwangere in finanziellen Notlagen zu vergeben.

2. Zieht eine Frau einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung, für den es keine medizinische oder kriminologische Indikation gibt, ist sie dazu verpflichtet, eine Schwangerschaftskonfliktberatung wahrzunehmen. Der gesetzliche Auftrag der Schwangerschaftskonfliktberatung ist der Schutz des ungeborenen Lebens. Die Beratung soll Perspektiven für die Fortsetzung der Schwangerschaft und für ein Leben mit dem Kind aufzeigen. Sie ist jedoch ergebnisoffen zu führen, das heißt, dass die ratsuchende Frau auch alle notwendigen Informationen und die erforderliche Beratungsbescheinigung für einen Schwangerschaftsabbruch gemäß der sog. Beratungsregelung erhält und die Beraterin sich jeglicher Stellungnahme bezüglich der Entscheidung enthält.

3. Sexualpädagogische Angebote richten sich an Schulen und Einrichtungen der Jugend- und Behindertenhilfe. Sie dienen primär der Verhütung ungewollter Schwangerschaften. Im Jahr 2008 konnten wir beispielsweise 64 Gruppenveranstaltungen anbieten und somit 960 Personen erreichen. Aufgrund der hohen Fallzahlen in der Beratungsarbeit und der Elternzeit einer Mitarbeiterin hat die Beratungsstelle ihre Angebote in der sexualpädagogischen Arbeit stark reduzieren müssen. Im Jahr 2020 waren bereits Gruppenveranstaltungen terminiert, mussten allerdings wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.

In den Jahren 2008 bis 2010 konnte mit Fördermitteln der Sozial- und Kulturstiftung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) und der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW ein über zwei Jahre laufendes Projekt mit dem Namen „Teens & Kids“ angeboten werden. Dazu wurde eine zusätzliche Sozialarbeiterin mit 50 % Stellenumfang eingestellt. Ziel des Projektes war es, minderjährige Schwangere und hilfebedürftige schwangere Frauen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen möglichst frühzeitig in der Schwangerschaft zu erreichen, sie zu begleiten und dazu beizutragen, dass sich ihre psychosozialen Probleme verringern und günstige Voraussetzungen für das Leben mit Kind entstehen können. In diesen beiden Projektjahren konnten 62 junge Frauen intensiv betreut werden.

Die Beratungszahlen stiegen sehr schnell von den 226 Beratungsfällen im Jahr 2001 und 256 im Jahr 2002 auf 497 Fälle im Jahr 2004 an. Seitdem finden durchschnittlich 500 Ratsuchende im Jahr Hilfe und Unterstützung in der Beratungsstelle. Dabei stieg die Anzahl der Beratungskontakte pro Fall stetig, da immer mehr Ratsuchende multikomplexe Problemlagen aufwiesen (z.B. Überschuldung, häusliche Gewalt, psychische Erkrankung etc.).

Im Jahr 2019 haben sich 498 Personen ratsuchend an die Beratungsstelle gewandt. Dabei fanden 924 Beratungskontakte mit mindestens fünfzehnminütiger Dauer statt. Weiterhin gab es 350 Informationskontakte (kurze Telefonate sowie Face-to-Face-Kontakte unter 15 Minuten Dauer). Unter den 481 Ratsuchenden im Jahr 2019 befanden sich 159 Menschen (33 %) mit Migrationshintergrund bzw. Zuwanderungsgeschichte. Insbesondere Menschen türkischer Herkunft sowie Menschen aus Syrien, Iran, Irak, Afghanistan und anderer Krisenstaaten, nehmen die Angebote unserer Beratungsstelle häufig an. In 74 Beratungsfällen musste dabei ein Sprachmittler eingebunden werden. Im Jahr 2020 fanden trotz der Einschränkungen wegen dem Covid19-Virus unter Einhaltung der Corona-Schutzverordnung und Hygienevorschriften persönliche Beratungsgespräche statt. Das Angebot von telefonischen Beratungsgesprächen wurde nur mäßig angenommen. Die Ratsuchenden wünschten überwiegend den persönlichen Kontakt. Die Beratungsstelle arbeitet mit zahlreichen Institutionen und Beratungseinrichtungen fallbezogen zusammen und ist im Kreisgebiet gut vernetzt.

Ausblick: Aufgrund der hohen Fallzahlen in der Beratung hat der Landschaftsverband entschieden, ab 2021 weitere Stellenanteile in der Beratung und der Verwaltungstätigkeit zu finanzieren. Der Kreis Heinsberg, der die Beratungsstelle ebenfalls mitfinanziert, hat sich dem angeschlossen. Aufgrund dieser zusätzlichen Stunden können wieder mehr sexualpädagogische Seminare durchgeführt werden. Zudem wird die Beratungsstelle einmal wöchentlich bis 19 Uhr Termine für berufstätig Ratsuchende anbieten.

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