Helma und Hubert Hissel feiern ihre Gnadenhochzeit – 70 Jahre Eheglück

Wenn ein Paar 70 gemeinsame Ehejahre zählt, dann ist das mehr als nur ein seltenes Jubiläum. Es ist gelebte Geschichte – persönlich und zugleich ein Spiegel gesellschaftlicher Zeitläufe. So geschehen am 23. Juni im AWO Altenzentrum Heinsberg, wo Hubert und Helma Hissel ihre Gnadenhochzeit feierten. Die Einrichtung war festlich geschmückt, das Foyer strahlte, und wer an diesem Tag eintrat, konnte spüren: Hier geht es nicht nur um ein Ehejubiläum – es ging um zwei Lebensgeschichten, die über sieben Jahrzehnte gemeinsam geschrieben wurden.
Rückblick ins Jahr 1955
Wir schreiben das Jahr 1955: Die Bundesrepublik trat der NATO bei, Konrad Adenauer regierte mit fester Hand, und im Radio erklang Caterina Valentes Ganz Paris träumt von der Liebe. Während draußen das Wirtschaftswunder Fahrt aufnahm, gaben sich Hubert Hissel und Helma Temme am 23. Juni auf dem Standesamt das Jawort. Hinter ihnen lagen fünf Jahre des behutsamen Kennenlernens – oder, wie Helma augenzwinkernd sagt, des „Poussierens“. Hubert holte seine Helma regelmäßig von der Spätschicht bei den Glanzstoffwerken ab. Am Sonntag ging es ins Kino oder zum Tanz.
Ein erstes Treffen ließ Hubert sausen – ein Versäumnis, das beinahe alles verhindert hätte. Doch er blieb dran, erklärte später die Umstände, und Helma ließ Gnade walten. Man könnte sagen: eine weise Entscheidung.
Ein Leben mit Haltung
Hubert Hissel, Jahrgang 1931, Dremmener durch und durch, begann seine Laufbahn in der Schuhfabrik, ehe er zur Straßenmeisterei Heinsberg wechselte – dort übernahm er später Verantwortung. Als langjähriger Vorsitzender des Vereins der Heimatfreunde Dremmen war er maßgeblich an der Errichtung dreier Denkmäler beteiligt – darunter das markante Schusterdenkmal an der Sebastianusstraße.
Helma Hissel, gebürtig aus Oberbruch, war nach ihrer Zeit bei den Glanzstoffwerken ganz für die Familie da. Drei Kinder, sechs Enkel, sieben Urenkel. Sie pflegte nicht nur ihr Zuhause, sondern auch Angehörige – leise, zuverlässig, selbstverständlich.
Feststimmung im AWO Altenzentrum Heinsberg
Seit Anfang des Jahres leben die beiden im AWO Altenzentrum Heinsberg. Der Wechsel fiel ihnen nicht leicht, doch sie gingen ihn gemeinsam – und haben sich inzwischen gut eingelebt. Das zeigte sich auch am Jubiläumstag. Schon am Morgen waren die Gänge belebt – Familie und Angehörige waren früh zur Stelle, das Haus war liebevoll geschmückt.
Ein besonderer Moment: der Auftritt der „AWO-Lärchen“, des hauseigenen Chors. Sie sangen die „Vogelhochzeit“, verkleidet als Brautpaar und gefiedertes Hochzeitsvolk. Nicht nur der Vortrag, auch die Kostüme sorgten für Heiterkeit und Rührung. Große Begeisterung löste zudem eine humorvoll vorgetragene Lebensgeschichte aus, die ein Mitbewohner mit viel Charme und Witz verfasst hatte – das Publikum war bestens amüsiert.
Am Abend versammelten sich Familienmitglieder, Bewohner, Mitarbeitende und Gäste zu einem Gottesdienst anlässlich des Ehejubiläums mit Pfarrer René Mertens. Es wurde still, feierlich, persönlich. Danach: Sektempfang mit Canapés, Gratulationen, gute Gespräche. Sigfried Jansen überbrachte ein Präsent der Stadt und des Kreises Heinsberg. Und auch schriftlich war die Liste der Gratulanten eindrucksvoll – darunter der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und der Bundespräsident.
Aktiv, engagiert, zugewandt – damals wie heute
Wer denkt, dass sich mit 70 Ehejahren alles verlangsamt, der irrt. Hubert und Helma Hissel waren zeitlebens aktiv – Wanderungen, Schwimmen, Radtouren an Rhein und Mosel, Kuraufenthalte, Vereinsleben. Besonders im „Club der Behinderten und ihrer Freunde“ engagierten sie sich über viele Jahre hinweg – als helfende Hände bei Ausflügen und Reisen, als Menschen, auf die man zählen konnte.
Und auch jetzt, in der Gemeinschaft der Einrichtung, sind sie präsent, interessiert, mittendrin. Helma – rüstig, aufmerksam, freundlich. Hubert – besonnen, charmant, mit wachem Blick.
Ein Schatz gelebten Lebens
70 Jahre Ehe – das ist kein Denkmal, sondern ein gelebter Alltag. Mit Gesprächen, geteiltem Humor und einem festen Wertefundament. Es sind die vielen alltäglichen Momente, die im Rückblick das stabile Fundament für ein solches Jubiläum bilden. Im AWO Altenzentrum Heinsberg wurde das sichtbar – nicht nur am Festtag, sondern in jedem Detail der Begegnung mit diesem Paar. Ein Tag der Erinnerung, ein Tag der Anerkennung – und für Hubert und Helma Hissel ein weiterer gemeinsamer Schritt auf einem Weg, den sie aus Überzeugung und mit viel Herz beschreiten.












