Mit ihrer über 100-jährigen Geschichte zählt die Arbeiterwohlfahrt (AWO) zu den ältesten Wohlfahrtsverbänden in Deutschland. Sie wurde am 13. Dezember 1919 auf Initiative von Marie Juchacz, Sozialdemokratin und Vorkämpferin für das Frauenwahlrecht, gegründet. Hinter der Gründung stand das Ziel, Not zu lindern und ihr vorzubeugen.

Unmittelbar nach Gründung der AWO entstanden die ersten Ortsauschüsse. Für die AWO im  Kreis Heinsberg ist dies der Ortsverein Boscheln im Jahr 1923. In Hückelhoven entstand kurze Zeit später der zweite Ortsverein. Vor allem die Kumpel der hiesigen Zechen schlossen sich den Ortsvereinen an.

„Arbeiterwohlfahrt ist die Selbsthilfe der Arbeiterschaft“ (Friedrich Ebert, 1925). Die AWO forderte soziale Rechtsansprüche ein. Der Massenverelendung wurde mit praktischer Selbsthilfe in einer Vielzahl von Diensten und Einrichtungen begegnet. So unterhielt die AWO schon damals Nähstuben, Mittagstische, Werkstätten und Beratungsstellen. Viele Frauen und Männer wurden für einen sozialen Beruf ausgebildet. Zur Finanzierung veranstaltete die AWO eine eigene Lotterie und verkaufte Arbeiter-Wohlfahrtsmarken.

Mit den Nationalsozialisten kam auch das vorläufige Aus für die Arbeiterwohlfahrt. Wenige Wochen nachdem Hitler an die Macht kam, wurde die AWO verboten und ihr Vermögen eingezogen. Zahlreiche Mitglieder mussten angesichts der drohenden Verfolgung und Ermordung Deutschland verlassen, darunter Marie Juchacz. Unmittelbar nach dem Sturz des Hitlerregimes fanden Wiedergründung und Neuaufbau der Arbeiterwohlfahrt als unabhängige und selbständige Wohlfahrtsorganisation auch hier im Kreis Heinsberg statt.

Mit dem rasanten Wandel in der Berufs- und Arbeitswelt und dem technologischen Fortschritt veränderten sich auch die Aufgaben der AWO. So engagiert sich die Wohlfahrtsorganisation immer mehr in hauptamtlichen Dienstleistungen. Die Arbeiterwohlfahrt ist heute mit rund 400.000 Mitgliedern, über 100.000 ehrenamtlichen Helfern und 160.000 Mitarbeitern ein auf allen sozialen Feldern aktiver Wohlfahrtsverband. Die Idee einer engagierten Frau vom Anfang des 20. Jahrhunderts bedeutet für die AWO heute: „durch praktisches Handeln füreinander einzustehen. Wir können nur dann menschlich und in Frieden miteinander leben, wenn wir die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal anderer überwinden“ (aus dem AWO-Leitbild).

Im Archiv des Bundesverbandes finden Sie alles Wissenswerte rund um die Geschichte der AWO: https://www.awo.org/ueber-uns/awo-historie